Tagesandacht zum 5. April 2020 (22. Tag der Ausgangssperre) Palmsonntag

Für diejenigen, die es nicht so gründlich gewusst haben…

Palmsonntag – Beginn der Karwoche

Was ist Palmsonntag?

pastedGraphic.pngAls Palmsonntag wird der sechste Sonntag der Fastenzeit bezeichnet, er ist gleichzeitig auch der letzte Sonntag vor Ostern und Beginn der Karwoche. An diesem Sonntag wird dem Einzug Jesu in Jerusalem gedacht.

Dieser Feiertag wird in der katholischen Kirche »Dominica in Palmis de passione Domini« genannt und ist der liturgischen Farbe Rot zugeordnet. In der evangelischen Liturgie heißt der Palmsonntag »Palmarum« und trägt die Farbe Violett.

Was geschah an Palmsonntag?

Wie die Evangelisten Matthäus, Lukas und Johannes berichten, ging Jesus mit seinen Jüngern zum jüdischen Paschafest nach Jerusalem. Als sie zum Ölberg kamen, bat Jesus zwei der Jünger, vorauszugehen und nach einer Eselin und ihrem Fohlen zu suchen und diese zu ihm zu bringen. Die Jünger erfüllten diesen Auftrag und breiteten ihre Kleider auf dem Rücken des Fohlens aus. Jesus nahm Platz und ritt nach Jerusalem. Auf dem Weg dorthin versammelte sich eine immer größer werdende Menschenmenge, um Jesus zum empfangen. Einige Menschen breiteten ihre Kleider vor ihm aus, andere schnitten Zweige von den Palmen ab und streuten sie auf den Weg. Sie jubelten ihm zu:

Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! (Mt 21,9 EU)

Bedeutung von Esel und Palmen

Der Esel und die Palmen haben in der Bibel eine besondere Bedeutung, die den Einzug Jesu zu einem symbolträchtigen Ereignis macht. Mit dem Ritt auf einem Esel erfüllte sich die Voraussage des Propheten Sacharja aus dem Alten Testament:

Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin. (Sach 9,9 EU)

Während das Pferd als Reittier im Krieg eingesetzt wurde und Luxus und Hochmut symbolisiert, ist der Esel das Sinnbild für die Bescheidenheit und Gewaltlosigkeit des messianischen Friedensfürsten.

Die Palme ist bereits in der Antike ein Symbol der Huldigung und des Sieges. Für die römischen Besatzer dürfte der Empfang Jesu mit Palmzweigen und seinem Ritt auf dem Esel einer Provokation gleichgekommen sein.

Wie wird Palmsonntag gefeiert?

Der Palmsonntag wird in der katholischen Kirche auf besondere Weise gefeiert. Zu Beginn des Gottesdienstes werden Palm-, Öl- und andere Zweige mit Weihwasser gesegnet. Anschließend wird an diesem Tag erstmals das Evangelium vom Leiden und Sterben Christi gelesen, entsprechend des aktuellen Lesejahrs eventuell mit verteilten Rollen. Nach Palmweihe und Lesung zieht die Gemeinde in einer Palmprozession zur Kirche. In der evangelischen Kirche sind Palmprozessionen und Palmweihe nicht üblich. Zudem wird als Evangelium die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem gelesen.

Brauchtum am Palmsonntag

Palmweihe und Palmbuschen

Für die Palmweihe werden in Mitteleuropa anstatt Palmzweige traditionell heimische Pflanzen wie Weidekätzchen, Ahorn-, Buchen-, Haselnuss-, Birken- oder auch Wacholderzweige benutzt. In manchen Regionen werden sogenannte Palmbuschen oder auch Palmbesen gebunden und mit gefärbten Ostereiern, bunten Papierstreifen oder Fastenbrezeln geschmückt. Je nach Region werden für den Palmbuschen sieben bis zehn verschiedene grüne Zweige verarbeitet.

Nach der Palmweihe werden die Palmbesen in den Häusern und Wohnungen aufgestellt, an der Haustüre oder am Kruzifix befestigt. Sie sollen das Haus und die Bewohner vor Blitz, Feuer, Krankheiten und Unglück beschützen. Die Zweige, die in der Kirche bleiben, werden im darauffolgenden Jahr an Aschermittwoch verbrannt. Die Asche wird dann zur Spendung des Aschenkreuzes verwendet.

Palmesel

Seit dem 8. Jahrhundert gibt es Palmsonntagsprozessionen. Im Mittelalter war es üblich, dass der Pfarrer die Prozession, auf einem lebendigen Esel reitend, anführte. Da sich die Tiere jedoch oft als sehr störrisch erwiesen, wurden sie später durch Esel und Christusfiguren aus Holz ersetzt. In manchen Orten wird diese Tradition auch heute noch lebendig gehalten.

Singt dem König Freudenpsalmen…

Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“ Kein Schlachtross. Kein Wagen. Keine Fanfare. Was das Matthäusevangelium uns am Palmsonntag zutraut (21,1–11), ist nicht nur der Einzug Jesu auf dem klassischen Reittier des Friedensfürsten – eines Königs, dem (nach alttestamentlichem Vorbild in Sach 9,9) jeder kriegerische Zug fehlt. Das Evangelium traut uns vielmehr die Vorstellung von einiger Akrobatik zu: Denn auf beiden Tieren, auf dem Fohlen und seiner Mutter, sei der Messias in die Stadt Jerusalem eingezogen. Auf beiden reitend beginnt hier das, was wir liturgisch als die Karwoche – und existenziell als Grund und Quelle unseres Christseins – feiern.

In der Sammlung der verbindlichen biblischen Schriften werden ausschließlich an dieser Stelle zwei Tragtiere Jesu erwähnt. Nur hier kommt zum ansonsten allein genannten jungen Esel dessen Mutter hinzu. Die Schriftauslegung hat dem Verfasser – ganz pragmatisch – unterstellt, er habe das Sprachspiel seiner alttestamentlichen Vorlage nicht (mehr) verstanden und den sogenannten Parallelismus membrorum hebräischer Lyrik missdeutet, wonach einzelne Halbverse ein bestimmtes Element stärken wollen. Inhaltlich hat man dieses Detail der zwei Tiere als deutungsoffen, gelegentlich sogar als bedeutungslos für den Zusammenhang des Erzählten betrachtet.

Wichtig und unwichtig – das sind Einordnungen, die in unseren so fordernden Tagen ihren Charakter, ja ihre Maßstäbe ändern (müssen). Das wirklich Wichtige verstärkt sich in jeder Hinsicht. Dem (plötzlich?) wirklich Unwichtigen kommt eine neue Aufgabe zu: Es hilft, klarer zu sehen, Entscheidungen zu treffen, Richtungen zu ändern und Bisheriges zu überdenken. Dies gilt gerade auch für die bevorstehenden Kar- und Ostertage, und es ist ein sympathischer Zuspruch, dass die katholische Leseordnung in diesem Jahr das Matthäusevangelium vorsieht. Denn in übertragenem Sinn ist uns der Evangelist ein Spiegel: Uns steht das Andere, das bisher nicht so Gewesene bevor in der Art, wie wir uns Ostern nähern. Uns steht aber auch die Akrobatik bevor in der Art, wie wir Ostern selbst feiern werden. Dass der Grund all dieses Anderen, all dieser abverlangten Akrobatik für viele Deutungen offen ist, erleben und erfahren wir in dieser Krisenzeit am eigenen Leib. Das Wichtige aber bleibt, ja es mag sich vielleicht sogar verstärken: Jesus zieht ein in die Stadt Jerusalem. Und wir?

Bleiben wir mit ihm. Wie oft mag dieses „Ich bleibe mit dir“ in den letzten Tagen und Wochen um die Welt gegangen sein – gedanklich, im Gebet, telefonisch, per Post, WhatsApp und auf anderen Kanälen. Wie oft mag es Trost gespendet, Einsamkeit bekämpft, Nähe geschaffen haben. Mit dem einziehenden Jesus zu bleiben, heißt in diesen Tagen mehr als sonst: empfänglich zu sein, dass er mit uns ist. Und es heißt, unsere Kanäle zu nutzen und uns mit Matthäus in Geschicklichkeit und Kreativität, aber auch in der österlichen Hoffnung zu üben. (Christ in der Gegenwart 5.4.2020)

Gebet:

Allmächtiger Gott,

am heutigen Tag huldigen wir Christus

in seinem Sieg

und tragen ihm zu Ehren Zweige in den Händen.

Mehre unseren Glauben und unsere Hoffnung,

erhöre gnädig unsere Bitten

und lass uns in Christus

die Frucht guter Werke bringen.

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

Georg Friedrich Händel: „Tochter Zion, freue dich“

„Judas Maccabäus“ – ein geistliches Oratorium über Schlachten und Siege

Diese Huldigung war „Judas Maccabäus“, ein geistliches Oratorium, in dem es um nicht weniger und nicht mehr als um Schlachten und Siege geht: weil es aber Schlachten des Volkes Israel waren, das Judas Maccabäus gegen Samarien, Syrien und Ägypten zum Sieg führte, ging der Stoff in das Alte Testament ein – und Händel konnte ein geistliches Oratorium über ein sehr weltliches Thema schreiben. Es ist darum eigentlich kein Weihnachtslied, sondern begleitet den Einzug des Siegers Judas Maccabäus in Jerusalem. Für Christen ist Jesus der wahre Sieger über Tod und Schuld. Er zieht heute wie ein Messias und König in   Jerusalem ein, darum passt das Lied zum Palmsonntag:

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

1Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus

2und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir!

3Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen.

4Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist:

5Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.

6Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte.

7Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf.

8Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.

9Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!

10Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte: Wer ist das?

11Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.

The Kings of the Kings (der König der Könige):

Gebet für andere:

Für die Kranken und Verwundeten dieser Erde

Für die Kreuzträger und Gekreuzigten dieser Zeit

Für die Tapferen, Treuen und Hilfsbereiten in unserer Zeit

Vater Unser im Himmel,

geheiligt werde Dein Name,

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

wie Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute 

und vergib uns unsere Schuld.

Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich

Und die Kraft und die Herrlichkeit,

in Ewigkeit. Amen!

Segnen heißt: Gutes zusagen!

„Es segne uns in diesen Tagen der Heiligen Woche der allmächtige Gott,

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist!“

Bleiben Sie (Bleibt) gesund und geduldig!

Ihr/Euer Pfarrer Axel Werner, Gran Canaria

axwernerde@yahoo.de oder Mobil +34 608 001 663

Und zum Schluss nicht erschrecken… es gibt auch moderne Versionen des Einzugs Jesu in Jerusalem (Andres Lloyd Webber, Jesus Christ Superstar). Unglaublich… heute „Hosianna“ und am Freitag „Kreuzige ihn…“

Aus dem Jahr 1973: https://www.youtube.com/watch?v=14rSHAnFW3E

Aus dem Jahr 2000: https://www.youtube.com/watch?v=7x530xSkAdk