Tagesandacht zum 15. April 2020 (32. Tag der Ausgangssperre)

Ostermittwoch

Halleluja. Halleluja.

Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat;

Lasst uns jubeln und uns an ihm freuen!

Halleluja.

Fast jeder kennt die Musik, aber die wenigsten wissen, dass es ein Präludium zu „Großer Gott wir loben dich“ von Marc Antoine Charpentier ist. Heute soll es uns auf den Lichtblick am Mittwoch einstimmen

Ein tragisches und ein einzigartiges Osterfest

Die Corona-Seuche führt unserer Gesellschaft und jedem Menschen drastisch vor Augen, dass wir „die Zukunft nicht in der Hand“ haben. Es handelt sich um einen „Ernstfall der menschlichen Würde“. Das erklärt der evangelische Theologe, frühere Berliner Bischof und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, in einem epd-Interview. Die Menschen sollten sich verantwortlich verhalten, die Ausnahmesituation der strengen hygienischen Empfehlungen und der staatlichen Vorschriften auch über einen eventuell längeren Zeitraum hinweg akzeptieren. Denn damit helfe man zu vermeiden, dass allzu viele Patienten womöglich intensivmedizinisch beatmet werden müssen und die Kapazitäten der Krankenhäuser erschöpft werden. „Ärztinnen und Ärzte müssen, so gut es geht, vor der Entscheidung bewahrt werden, wem sie zu helfen versuchen und wem nicht. Und es muss Sorge dafür getragen werden, dass Alte und Schwerkranke besucht und seelsorgerlich begleitet werden.“

Kein Mensch dürfe selbst in dieser Notsituation „nur unter dem Gesichtspunkt angesehen“ werden, „was er der Gesellschaft nützen kann“. Die persönliche Integrität und die Unantastbarkeit der Würde jeder Person zu achten, sei „ein Gebot für jeden Einzelnen, nicht nur für den Staat“. Deshalb sollten wir uns so verhalten, „dass die Gefahr für unsere Mitmenschen wie für uns selbst so gering wie möglich gehalten wird“.

Dramatisch sei es, wenn in den Krankenhäusern bei der Behandlung der Patienten Entscheidungen über Leben und Tod eines Menschen getroffen werden müssen. Laut Huber gibt es tragische „Situationen, aus denen man nicht schuldlos herausfindet, aber trotzdem handeln muss. Mit größtem Respekt sollten wir an Ärztinnen, Ärzte und Pflegende denken, wenn sie solche Situationen auf sich nehmen müssen. 

Wenn sie nicht allen helfen können, müssen sie einen Weg suchen, um möglichst viele Menschenleben zu retten. Sie nehmen aus Verantwortung Schuld auf sich, weil es in einer solchen Situation keinen Weg der Schuldvermeidung gibt.“

Über die Erfahrung, dass die Christen in diesem Jahr nicht in öffentlichen Gottesdiensten das Leben, Leiden, Sterben und die Auferweckung Jesu Christi feiern können, sagt Huber: Das sei gewiss „ein schwerer Einschnitt“. Aber gerade dann, wenn der gemeinsame Gottesdienst und das gemeinsame Beten im Kirchenraum fehlen, könne deren besondere Bedeutung, deren Wert neu wahrgenommen werden. „Bei allem Schmerz darüber bin ich beeindruckt, ja begeistert darüber, wie kreativ viele Verantwortliche auf diese Situation reagieren“, zum Beispiel mit Predigten und Andachten im Internet, mit Übertragungen in Radio und Fernsehen. Da zeige sich etwas von der nach wie vor bestehenden Vitalität des christlichen Glaubens. Es sei der Ausdruck „für eine offene und öffentliche Kirche“.

Vor allem werde deutlich: „Es geht gar nicht um die Frage, was das für die Kirche als Institution bedeutet, sondern darum, was es für die Menschen bedeutet. Wir haben in der Kirche das uns Mögliche zu tun, damit Menschen zuversichtlich leben und getröstet sterben können.“ Alle Anstrengungen müssten dem Evangelium von der Güte Gottes für die Menschen dienen. Daher sei es „eine großartige Aufgabe für dieses Osterfest 2020, neue Formen zu finden, in denen wir Gemeinschaft bekräftigen und die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi weitergeben. Niemand hat das jemals so erlebt, und gebe Gott, dass wir es nicht noch einmal erleben müssen.“ Insofern wird es ein einzigartiges Osterfest werden. (CiG)

Gnädiger Gott,

du schenkst deinem Volk jedes Jahr

die österliche Freude

durch das hohe Fest der Auferstehung Christi.

Führe uns durch die Feier,

die wir auf Erden begehen,

zur unvergänglichen Freude im Himmel.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Noch beim letzten Zusammensein hat Jesus Mühe, die erschreckten und bestürzten Jünger zu überzeugen. Die Wundmale der Hände und Füße und schließlich das Essen erweisen ihn als den, der am Kreuz gestorben ist. Darüber hinaus sollen sie verstehen, dass in allem, was geschah, der Plan Gottes sich erfüllt hat; erst im Licht der Auferstehung Jesu wird der tiefere Sinn des Alten Testaments erkennbar. Mit der Auferstehung ist der Plan Gottes aber noch nicht voll verwirklicht. Jesus ist die Mitte der Zeit, nicht ihr Ende. Bis zu seiner Wiederkunft verkünden die Jünger Jesu allen Völkern die Umkehr und Vergebung der Sünden.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren,

35erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

36Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

37Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.

38Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?

39Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.

40Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.

41Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?

42Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch;

43er nahm es und aß es vor ihren Augen.

44Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Moses, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist.

45Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift.

46Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen,

47und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.

48Ihr seid Zeugen dafür.

Wir beten:

Für Trauernde, die nicht an die Auferstehung glauben können!

Für Gegner des Glaubens, um Toleranz und Einsicht!

Für alle, die unter der Krise psychisch sehr leiden!

Vater Unser im Himmel,

geheiligt werde Dein Name,

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

wie Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute 

und vergib uns unsere Schuld.

Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich

Und die Kraft und die Herrlichkeit,

in Ewigkeit. Amen!

Segnen heißt: Gutes zusagen!

„Es segne uns an diesem Osterfest der allmächtige Gott,

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist!“

Allen wünsche ich ein hoffnungsvolles Osterfest!

Ihr/Euer Pfarrer Axel Werner, Gran Canaria

axwernerde@yahoo.de oder Mobil +34 608 001 663

Beenden wir unseren heutigen Lichtblick mit einem berühmten Jubelgesang aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart „Exsultate Jubilate“