Tagesandacht zum 9. April 2020 (26. Tag der Ausgangssperre)

Gründonnerstag

Mit dem Gründonnerstagabend beginnen wir die Österlichen Drei Tage als höchstes Fest unseres Glaubens, die dem Gedenken und Vergegenwärtigung des Todes und der Auferstehung Jesu gewidmet sind. Den Auftakt bildet das Mahl, das Jesus am Vorabend seines Leidens und Sterbens mit seinen Jüngern gefeiert hat. Nichts verbindet sie enger mit ihm und untereinander. Das ist sein Geschenk und sein Testament an sie und an uns: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

Bevor das Letzte Abendmahl beginnt, ist es schon von anderen entschieden worden:

Er ist gefährlich… er muss sterben… He is dangerous… this Jesus must die!

Sonntag für Sonntag, oftmals Tag für Tag, feiern wir die Eucharistie, das Gedächtnis von Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu. Der Gründonnerstag ist der Ursprung, die Geburtsstunde dieser Feier. Die biblischen Texte die wir heute hören, nehmen uns mit in diese Stunde, in der Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern gefeiert und als ein bleibendes Zeichen für seine Gegenwart unter uns gesetzt hat. Und doch ist dieser Abend in diesem Jahr ganz anders. Festliche Klänge der Orgel und der Glocken treten heute in den Hintergrund. Es zeichnet sich bereits der Beginn des Leidens Weges Jesu ab. Gehen wir mit ihm den Weg durch diese heiligen Tage, damit wir an Ostern von neuem in den Jubel und die Freude über den Sieg des Lebens einstimmen können. 

Gebet der Kirche:

Allmächtiger, ewiger Gott,am Abend vor seinem Leidenhat dein geliebter Sohnder Kirche das Opfer des Neuen und Ewigen Bundes anvertrautund das Gastmahl seiner Liebe gestiftet.Gib, dass wir aus diesem Geheimnisdie Fülle des Lebens und der Liebe empfangen.Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Das Pascha (gr.) Fest (hebr. Pessah) ist ein uraltes Hirtenfest; in Israel wurde es, zusammen mit dem Fest der Ungesäuerten Brote, zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten gefeiert. Für jede Generation wird das Ereignis der Befreiung aus der Knechtschaft neu gegenwärtig, wenn das geopferte Lamm gegessen wird. Die Feier dieses Festes führt Jesus und seine zwölf Jüngern zusammen. Diese Tradition müssen wir kennen, um das Geschehen des letzten Abendmahles zu verstehen.

Lesung
aus dem Buch Exodus.

In jenen Tagen
1sprach der Herr zu Mose und Aaron im Land Ägypten:
2Dieser Monat soll die Reihe eurer Monate eröffnen,
er soll euch als der Erste unter den Monaten des Jahres gelten.
3Sagt der ganzen Gemeinde Israel:
Am Zehnten dieses Monats
soll jeder ein Lamm für seine Familie holen,
ein Lamm für jedes Haus.
4Ist die Hausgemeinschaft für ein Lamm zu klein,
so nehme er es zusammen mit dem Nachbarn,
der seinem Haus am nächsten wohnt,
nach der Anzahl der Personen.
Bei der Aufteilung des Lammes müsst ihr berücksichtigen,
wie viel der Einzelne essen kann.
5Nur ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm darf es sein,
das Junge eines Schafes oder einer Ziege müsst ihr nehmen.
6Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren.
In der Abenddämmerung
soll die ganze versammelte Gemeinde Israel
es schlachten.
7Man nehme etwas von dem Blut
und bestreiche damit die beiden Türpfosten und den Türsturz
an den Häusern, in denen man es essen will.
8Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen.
Über dem Feuer gebraten
und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern
soll man es essen.
11So aber sollt ihr es essen:
eure Hüften gegürtet,
Schuhe an euren Füßen
und euren Stab in eurer Hand.
Esst es hastig!
Es ist ein Pessach für den Herrn –
das heißt: der Vorübergang des Herrn.
12In dieser Nacht gehe ich durch das Land Ägypten
und erschlage im Land Ägypten
jede Erstgeburt bei Mensch und Vieh.
Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht,
ich, der Herr.
13Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt,
soll für euch ein Zeichen sein.
Wenn ich das Blut sehe,
werde ich an euch vorübergehen
und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen,
wenn ich das Land Ägypten schlage.
14Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen.
Feiert ihn als Fest für den Herrn!
Für eure kommenden Generationen
wird es eine ewige Satzung sein, das Fest zu feiern!

Jesus vollzieht die Tradition des Alten Testamentes und gibt Ihr eine neue Bedeutung. Paulus berichtet in der folgenden Lesung von der Zeremonie und deren Deutung durch Jesus. Jesus selbst ist das Lamm, das geschlachtet werden wird. Ab dieser Feier wird sein Blut zum Zeichen der Befreiung (Erlösung) aus einer anderen Gefangenschaft. Ab heute sind alle die daran teilnehmen aus der Gefangenschaft der Sünde und des Todes befreit (erlöst). Aus Liebe geht Jesus diesen Weg. Er folgt konsequent seinem Auftrag, den er von seinem Vater erhalten hat und entzieht sich ihm nicht durch Flucht, die möglich gewesen wäre. Von heute an schenkt Gott Vergebung und ein Leben nach dem Tod im Glauben an Jesus. In der Feier des Abendmahles aus der die Feier der Heiligen Messe hervorgeht, wird deutlich: Es gibt einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen durch das Handeln Jesu (Handeln Gottes) durch das Blut, das am Kreuz vergossen wird. Der Bund des Alten Testamentes mit Israel ist nicht gekündigt, er ist erneuert in und durch Jesus. Anteil daran haben alle, die durch Glauben an Jesus und die Taufe daran teilhaben wollen.

Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.

Schwestern und Brüder!
23Ich habe vom Herrn empfangen,
was ich euch dann überliefert habe:
Jesus, der Herr,
nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
24sprach das Dankgebet,
brach das Brot
und sagte: Das ist mein Leib für euch.
Tut dies zu meinem Gedächtnis!
25Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch
und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.
Tut dies, sooft ihr daraus trinkt,
zu meinem Gedächtnis!
26Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt,
verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Vergessen wir nicht für das große Geschenk der Eucharistie zu danken…

Frei und wissend geht Jesus seiner Stunde entgegen. Der Evangelist deutet den Weg Jesu als Liebe „bis zur Vollendung“: bis ans Ende, bis zum Äußersten seiner göttlichen und menschlichen Möglichkeit. In der tiefsten Erniedrigung Jesu wird seine göttliche Größe offenbar. Die Fußwaschung ist, wie das Abendmahl, Vorausnahme und Darstellung dessen, was am Kreuz geschah: dienende Liebe, Hingabe bis in den Tod. Die Liebe ist das Lebensgesetz Christi und seiner Kirche für alle Zeiten.

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

1Es war vor dem Paschafest
Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war,
um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen.
Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren,
liebte er sie bis zur Vollendung.
2Es fand ein Mahl statt
und der Teufel
hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot,
schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern.
3Jesus,
der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte
und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
4stand vom Mahl auf,
legte sein Gewand ab
und umgürtete sich mit einem Leinentuch.
5Dann goss er Wasser in eine Schüssel
und begann, den Jüngern die Füße zu waschen
und mit dem Leinentuch abzutrocknen,
mit dem er umgürtet war.
6Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm:
Du, Herr, willst mir die Füße waschen?
7Jesus sagte zu ihm:
Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht;
doch später wirst du es begreifen.
8Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen!
Jesus erwiderte ihm:
Wenn ich dich nicht wasche,
hast du keinen Anteil an mir.
9Da sagte Simon Petrus zu ihm:
Herr, dann nicht nur meine Füße,
sondern auch die Hände und das Haupt.
10Jesus sagte zu ihm:
Wer vom Bad kommt, ist ganz rein
und braucht sich nur noch die Füße zu waschen.
Auch ihr seid rein,
aber nicht alle.
11Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde;
darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
12Als er ihnen die Füße gewaschen,
sein Gewand wieder angelegt
und Platz genommen hatte,
sagte er zu ihnen:
Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
13Ihr sagt zu mir Meister und Herr
und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es.
14Wenn nun ich, der Herr und Meister,
euch die Füße gewaschen habe,
dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.
15Ich habe euch ein Beispiel gegeben,
damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Gebet für andere:

Für die Gemeinschaft der Christen in aller Welt, die heute das Gedächtnis des letzten Abendmahls begehen.

Für alle Menschen, die anderen helfen

Für alle, die unter dem Kreuz einer Krankheit leiden

Vater Unser im Himmel,

geheiligt werde Dein Name,

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

wie Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute 

und vergib uns unsere Schuld.

Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich

Und die Kraft und die Herrlichkeit,

in Ewigkeit. Amen!

Gebet der Kirche:

Herr,gib, dass wir das Geheimnis des Altares ehrfürchtig feiern;denn sooft wir die Gedächtnisfeier dieses Opfers begehen,vollzieht sich an uns das Werk der Erlösung.Durch Christus, unseren Herrn.

Sakrament der Liebe Gottes (Tantum Ergo Sacramentum)

Nach dem Letzten Abendmahl beginnt der Leidensweg. Jesus geht in den Garten Gethsemane. Er ist Gottes Sohn und kennt seine Berufung, aber ist auch ein Mensch voller Zweifel und Angst

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort. Ich rufe bei Nacht und finde keine Ruhe. Dir haben unsere Väter vertraut und du hast sie gerettet. Zu dir riefen sie und wurden befreit. Vom Mutterleib an bist du mein Gott. Oh du, sei mir nicht fern. Denn niemand ist da, der hilft. Du legst mich in den Staub des Todes. Du, meine Stärke, eile mir zur Hilfe! Ich will deinen Namen verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen. Ihr alle rühmt ihn! Aufleben soll euer Herz für immer. Theo Schmidkonz.

Die Nacht des Schreckens beginnt. Ein Verrat besiegelt Jesu Schicksal. Das Leiden beginnt im Kerker. Die Unbarmherzigkeit quälte damals Jesus und quält heute viele Menschen 

Mit einer besonderen Handreichung zum Hausgottesdienst bietet das Erzbistum Gläubigen die Möglichkeit, den Gründonnerstag zu Hause zu feiern:
https://www.erzbistum-koeln.de/export/sites/ebkportal/.content/.galleries/news/2020/2020_downloads/hausgottesdienste/1-Hausgottesdienste-Ostern-2020-Grundonnerstag.pdf